..... ja, einige werden sich das sicher gefragt haben. Zu Recht, denn ich habe mir diese Frage selbst gestellt. Lange habe ich darüber nachgedacht, ob es für mich und meine Mitmenschen ok ist, wenn ich meine Geschichte „mit der ganzen Welt“ teile. Das anfängliche Zögern und die Ungewissheit hat sich, nach kurzer Zeit und positivem Feedback, in ein definitives JA verändert.
Zum Einen ist es mir, wie bereits erwähnt, ein großes Anliegen auf das Thema Organspende aufmerksam machen. Es betrifft so viele Menschen und kann von heute auf morgen leider wirklich jeden treffen. Sei es als Empfänger/in, Wartende/r, Spender/in oder Angehörige/r. Sich frühzeitig damit auseinanderzusetzen und eine Entscheidung zu treffen ist sicher nicht einfach, aber mehr als ratsam. Dadurch nimmt man seinen Angehörigen und auch sich selbst eine große Last ab.
Zum Anderen möchte ich Betroffenen Zuversicht, Mut und Kraft zusprechen. Meine vielen Mitpatienten/-patientinnen haben mich darauf gebracht. Viele von ihnen haben sich bei mir bedankt. Wenn ich sie fragend angesehen habe und wissen wollte, wofür, kam die Antwort; ich hätte so eine positive Art und Lebensfreude, dass es ihnen geholfen hat besser mit ihrer Situation klarzukommen. Anfangs konnte ich das nicht zuordnen, war ich doch nur ich selbst. Als ich jedoch - während eines stationären Aufenthaltes - angesprochen wurde, ob ich meine Krankengeschichte im Rahmen einer Lehrveranstaltung "Psychologie" für angehende Ärzte vorstellen könnte, dachte ich, vielleicht ist doch etwas dran. Dort habe ich erfahren, dass ich zu den Patienten zähle, die aus negativen Erfahrungen positive Kraft schöpfen. Anscheinend bin ich ein Paradebeispiel für die Resilienz. Diese Einstellung möchte ich gerne mit Betroffenen teilen. In Form von Einblicken in mein Leben kann ich so dem ein oder anderen vielleicht helfen wieder das Positive zu sehen sowie Kraft und Mut zu schöpfen.
Die Krankheit ist mein - mehr oder weniger - unsichtbarer ständiger Begleiter, meine Vergangenheit, Teil meines Lebens. Das zu anzunehmen ist der wichtigste Schritt. Sie mit einzubeziehen, aber nicht vor das Leben stellen.
Zitat meiner besten Freundin:
"Du machst es uns doch einfach damit umzugehen, weil Du selbst damit klar kommst."
Nach den ganzen Jahren fühle ich mich seltsamerweise nicht krank, nur in manchen Dingen eben etwas eingeschränkt. Wie bereits erwähnt, gewinne ich dem Ganzen etwas Postives ab. Schließlich bin ich durch meine Vergangenheit so geworden, wie ich jetzt bin und weiß dadurch erst, wie stark ich sein kann.
Das Schreiben ist für mich selbst eine Art Ventil. Die letzten Jahre hat sich doch einiges angestaut. Ich muss zugeben, dass es mir selbst gut tut und würde mich umso mehr freuen, wenn ich dadurch gleichzeitig anderen helfen kann.
Nicht ganz unwichtig bei der ganzen Geschichte, das Lachen nie zu verlieren. Und für diejengen, die mich (noch) nicht kennen: bitte manche Bemerkungen meines Blogs nicht zu ernst nehmen - ein wenig Witz, Ironie oder Sarkasmus sei an der ein oder anderen Stelle gestattet. Das ist eben meine Art und damit bin ich bisher ganz gut gefahren.
Eure Millie
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