Im Herbst habe ich mir Kreta als Reiseziel ausgesucht. Im Vorfeld habe ich mich natürlich um einen Dialyseplatz gekümmert. Das Dialysezentraum war super. Die Behandlungen habe ich sehr gut vertragen und es gab keine gesundheitlichen Probleme. Kleines Übel war, dass ich morgens schon um 5.oo Uhr per Shuttleservice abgeholt wurde. Das Hotel lag fast 2 Stunden vom Zentrum entfernt. Es wurden nämlich noch andere Patienten eingesammelt. Einen Vorteil gab es dabei, ich konnte den Nachmittag wieder urlauben. Meistens habe ich mich an den Pool gelegt, etwas geschlafen oder die tolle Aussicht genossen. An den dialysefreien Tagen wurde die Insel erkundet.
Im Frühsommer ging es auf die Insel Fehmarn. Dialysiert habe ich in Oldenburg. Ich wurde der Abendschicht zugeteilt. So konnte ich die ganzen Tage genießen. Es war ein sehr schöner ruhiger Urlaub. Wetter, Wind, Meeresluft und nicht zuletzt das Radfahren haben mich jede Nacht tief und fest schlafen lassen.
Während der Zeit in Heidelberg wurden mir viele Bücher geschenkt. Eines davon hat in mir einen besonderen Wunsch geweckt: die Insel Sylt zu besuchen (zumal es dort eine Dialyse gibt).
In der Zeit nach der Herztransplantation und dem Nierenversagen habe ich im November 2011 in der Klinik im Bett gelegen und mir vorgestellt, wie schön es sein muss mit einer Tasse heißen Tee auf Sylt in einem gemütlichen warmen Haus zu sitzen während es draußen stürmt und schneit.
Nun ist Schnee auf Sylt nicht gerade an der Tagesordnung im Winter, doch, als ich im Februar 2013 meinen Wunsch erfüllt habe und erstmals auf der Insel stand, fing es am zweiten Tag leicht an zu schneien..... und auch der heiße Tee hat genauso gut geschmeckt wie ich es mir vorgestellt hatte.
Nach etwas über einem Jahr konnte ich es kaum erwarten das Meer wiederzusehen. Meine Blutwerte waren ok, das Herz stabil und die Dialyse konnte ich, nach anfänglichen Schwierigkeiten, gut vertragen. Meinem ersten Urlaub mit neuem Herz stand also nichts mehr im Wege. Bewaffnet mit zig Tabletten und Dialysemedikation im Handgepäck ging es nach Mallorca. Das Hotel befand sich unweit der Dialyse. Morgens ging es zeitig zur Blutwäsche, so dass ich mittags wieder zurück war.
Der Tag an dem ich das erste Mal wieder mit den Füßen im Sand und im Wasser stand - unbeschreiblich!
Das Wasser war so klar. Am liebsten wäre ich sofort hinein gesprungen. Der Dialysekatheter hat dies jedoch nicht zugelassen. Es war egal, dass ich aufgrund des Demers-Katheters mit Shirt im Wasser stand. Allein bis zu den Knien im Meer war für mich schon das Größte. Den Wind spüren, richtig durchatmen können. Der Geruch von Salz. Die Wärme der Sonne. Wie schön das Leben doch einfach sein kann. Ich war unendlich glücklich.
Die ersten Tage bin ich aufgrund Lichtschutzfaktor 50+ (als Immunsuppremierte steigt das Hautkrebsrisiko enorm) kalkweiß mit Hut, langem Shirt, Hose und Sonnenbrille getarnt herum gelaufen. Es war mir komplett egal, wer wie schaute oder was gedacht wurde. Ich habe mich so frei wie noch nie meinem Leben gefühlt. Endlich richtig durchatmen.
Die zwei Wochen auf Mallorca waren ein Traum auch wenn dreimal die Woche Dialyse anstand und ich die letzten beiden Tage in der Klinik in Palma verbringen musste. Das hatte jedoch nichts mit dem Urlaub an sich sondern viel mehr mit dem CMV-positiven Herztransplantat zu tun (CMV = Cytomegalie-Virus). Aufgrund dessen, dass ich negativ und das Herz positiv war, kam es zu höheren Fieberschüben. Nach der Landung in Frankfurt ging es direkt nach Heidelberg in die Klinik und nach weiteren 14 Tagen war wieder alles im grünen Bereich.