Mit den Themen Herzmuskelschwäche und Organspende wurde ich erstmals im Alter von etwa sieben Jahren konfrontiert.
Mein Vater erkrankte damals an einer Erweiterung des Herzmuskels (dilatative Kardiomyopathie) und wurde fünf Jahre später, im Alter von 42 Jahren, herztransplantiert. Als Kind erkannte ich die Dramatik noch nicht ganz. Papa war im Krankenhaus und ich ging einfach davon aus, dass er auch irgendwann gesund wieder nach Hause kommen würde. An Weihnachten 1991 durfte er für ein paar Tage heim. Doch er lag nur auf dem Sofa, kam kaum noch die Treppen hoch. Ich war geschockt. War das mein Papa, mit dem ich früher durch die Wiesen und Felder gewandert bin und schwimmen war? Dem Christkind habe ich in der Nacht vor dem Heiligen Abend mitgeteilt, dass ich keine Geschenke möchte. Ich hatte nur einen großen Wunsch: Papa sollte wieder gesund werden! Doch das Christkind hatte meinen Wunsch nicht erhört. Meinem Vater ging es unverändert schlecht und er ist nach den Feiertagen wieder ins Krankenhaus gekommen. Das Warten auf ein geeignetes Spenderherz ging weiter.
Im März wurde mein Wunsch dann endlich erfüllt. Es war ein Sonntag, das Telefon klingelte und Papa sagte mir: „Ich werde gleich operiert.“ Meine kindgerechte Antwort war einfach: „Ok, Papa, alles Gute, ich gebe Dir Mama wieder!“
Die Transplantation ist zum Glück gut verlaufen. Mein Vater hat sich - nach kurzen anfänglichen Schwierigkeiten - schnell erholt und wurde bereits knapp vier Wochen nach der Transplantation entlassen. Es war kaum zu fassen, dass er nach einigen Wochen schon wieder Rad fahren konnte. Ich war überglücklich, hatte ich doch meinem Papa wieder.
Wir waren sehr dankbar, dass mein Vater die Möglichkeit einer Organspende bekommen hat. Von dem Zeitpunkt an hatten wir alle einen Organspenderausweis. Mein Vater hat sich vorbildlich verhalten. Konnte sein zweites Leben mit einigen Einschränkungen genießen. Ich bin mit dem Thema Organspende und damit verbundenen Veränderungen aufgewachsen. Für uns gehörte alles einfach dazu.
Im Jahr 2008 - 17 Jahre später - wurde ich selbst unmittelbar mit dem Thema konfrontiert. Es war Samstag. Mit meinen Freundinnen war ich auf einer Party. Wir hatten Spaß, haben uns gut unterhalten und viel gelacht. Ganz plötzlich wurde alles schwarz um mich herum. Auf einmal fühlte es sich so an als würde ich immer höher und höher steigen. Es wurde ganz hell. Ein so grelles, aber auch gleichzeitig warmes Licht, hatte ich noch nie gesehen. Das Gefühl war unbeschreiblich schön. Ich fühlte mich geborgen, frei und federleicht.
Über die weitere Nahtoderfahrung werde ich später vielleicht noch etwas mehr berichten, momentan ist es mir an dieser Stelle noch etwas zu früh. Ich hoffe, ihr könnt das verstehen.
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